Schülerbrief zum MiGy

Der BER von Geislingen. Die Nerven liegen blank nach Bauskandal. Schwere Versäumnisse beim MiGy. Desaster.

So wurde oftmals getitelt, als über das Michelberg Gymnasium berichtet wurde, das Migy, unsere Schule. Der Fokus der letzten Monate lag gerechtfertigter Weise dauerhaft auf dem Gebäude, dem Millionengrab, dem Bauskandal oder wie man es sonst nennen will. Es scheint, als wurde vergessen was der Zweck dieses Gebäudes ist. Dieses ‚Desaster‘ ist unsere Schule.

Wir, die diesen Artikel schreiben, sind von der Hiobsbotschaft der Schließung nicht mehr betroffen. Dieses Jahr machen wir unser Abitur und verabschieden uns damit von unserer Schulzeit – niemals hätten wir gedacht, dass sich auch alle anderen von der Schule verabschieden müssen.

Als wir in der 5. Klasse das erste Mal das Gebäude betraten, roch es nach altem Noppenboden und verklebte Teppichböden sowie irritierende Wandbilder prägten den Ersteindruck. Wir durchlebten zwei verschiedene Containergebäude, ertrugen stundenlangen Baulärm und schließlich hatten wir ein topmodernes Schulgebäude, nur um es einige Monate später durch eine Gipswand halbiert zu sehen.

Trotz alldem haben wir zu keinem Zeitpunkt bereut auf das MiGy zu gehen. Das Michelberg-Gymnasium ist mehr als nur ein Gebäude. Unsere Schule zeichnet sich vielleicht nicht durch architektonische Meisterleistungen aus, dafür aber durch einen einzigartigen Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft. Woran sich das erkennen lässt, ist, dass all die Probleme, all die Mängel und jede neue Hiobsbotschaft uns niemals daran haben zweifeln lassen, dass auch das Gebäude irgendwann fehlerfrei sein wird. In all der Zeit hat die Schulleitung, vornean Herr Sämann und das gesamte Kollegium nie aufgehört den Schüler*innen das Beste zu ermöglichen.
Der Winterball, das Europäische-Schul-Sport-Fest und die Ganztagesbetreuung. Auch die seit letztem Jahr mit viel organisatorischem Aufwand verbundenen europäischen Studienfahrten für die Oberstufe zeigen erneut auf, dass es das nicht gewesen sein kann. Zu viele Ideen, Konzepte und Wünsche blieben bisher unerfüllt und verdienen es am MiGy umgesetzt zu werden.

Das MiGy ist jedoch mehr, als nur wir acht Jahrgänge sowie das Kollegium. Bereits 42 Abiturjahrgänge vor uns haben diese Schule zu mehr gemacht, als nur einem Gebäude. Das Ehemaligennetzwerk des MiGys ermöglicht den Erfahrungsaustausch zwischen aktuellen und ehemaligen Schülern. Möglichkeiten wie diese würden durch eine Schließung leider komplett verloren gehen. Auch wir wollen in einigen Jahren unsere Erfahrungen mit Schülern unserer alten Schule teilen können.

Aktuell gibt es 7 Jahrgänge nach uns, die sich trotz Umbau für unser MiGy entschieden haben, nicht nur als Schule, sondern als Gemeinschaft. Man ist mehr als Gast in einem Gebäude, wenn man Schüler*in des MiGys ist, denn das Michelberg Gymnasium ist eine Mentalität. Eine Schließung würde dem Zerreißen einer intakten Familie gleich kommen. Die Schule hat sich als toleranter und offener Ort für Schüler*innen jeder Situation bewährt.

Wir bitten also, dass bei jeder Entscheidung, die in Zukunft getroffen wird, niemand vergessen wird, dass es nicht nur um ein Gebäude geht, sondern um Menschen.

Jannis Kelemen, Mona Steiner

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