Elternbrief

Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler des Michelberg-Gymnasiums,

unendlich traurig und zutiefst bestürzt, sehe ich mich gezwungen, Ihnen erneut eine schlechte Nachricht überbringen zu müssen – und dies bevor Sie diese Hiobsbotschaft morgen aus den Medien erfahren werden.

Wider alle Hoffnung und Erwartungen und trotz des Kampfes für den Erhalt der Schule in den vergangenen Wochen und Monaten, wissen wir seit heute, dass – „wenn kein Wunder mehr geschieht“ – das Michelberg-Gymnasium nicht nur als Gebäude, sondern auch als Schule keine Zukunft mehr haben wird.

Vertreter des Regierungspräsidiums Stuttgart (RPS) waren heute zeitgleich in der nicht-öffentlichen Sitzung des Gemeinderats und in einer Sonder- Gesamtlehrerkonferenz bei uns an der Schule, um die betroffenen Gremien zu informieren. Die Elternbeiratsvorsitzenden Herr Riemer und Herr Vogt haben als Gäste in der GLK teilgenommen. Soeben komme ich aus der Sitzung, um Sie noch – wenn auch zu später Stunde – zu erreichen.

Die Botschaft ist hart und unvorstellbar, aber eindeutig: Die Stadt Geislingen kann über Jahre hinweg keinen genehmigungsfähigen Haushalt aufstellen und muss deshalb den Plan, das Schulgebäude noch einmal zu renovieren oder gar einen Neubau zu errichten, fallen lassen, da sie sonst als Kommune nicht mehr handlungsfähig ist. Auch wird aus diesem Grund kein Containerschulhaus, dessen Planung bereits abgeschlossen war, gebaut werden. D.h. der Schule blieben nur noch die 8 Klassenraumcontainer, die auf dem Schulhof bereits stehen. Denn wenn man die Vorgaben ernst nimmt, das Bestandsgebäude könne aus Gründen des mangelnden Brandschutzes ab August nicht mehr genutzt werden, so steht uns kein weiterer Raum mehr zur Verfügung.

Auch wenn der Gemeinderat der Stadt Geislingen hierzu erst noch die Beschlüsse als verantwortlicher Schulträger fassen muss und deshalb diese Maßnahmen noch nicht endgültig als Fakt zu sehen sind, so wird er nicht umhin können, diesen Vorgaben des RPS Folge zu leisten.

Es sei denn, es findet sich plötzlich unvorhergesehen doch noch eine Lösung, bei der mit Hilfe anderer die benötigten Finanzmittel doch noch aufgebracht werden können. Das könnte aus meiner Sicht nur ein einmaliges Sonderfinanzierungsmodell des Landes oder ein Zusammengehen aller Umlandgemeinden in einem Schulverband sein. Und zwar mit dem Ziel, das MiGy als völlig intakte und gut geführte Schule mit einem anspruchsvollen und von den Schülern sehr gut angenommenen pädagogischen Konzept und einer außergewöhnlichen Schulgemeinschaft zu retten und dabei nicht auch noch ein im Inneren neuwertiges Gebäude mit moderner Ausstattung und einer „Lebensraum“ – Atmosphäre wegzuwerfen.

Hier nun spielt das Vorhaben des Schulverbandes Oberes Filstal, in Deggingen ein eigenes Progymnasium auf die Beine zu stellen, eine entscheidende Rolle. Stellt dieser Schulverband letztendlich hierfür den Antrag beim Regierungspräsidium, so wird man nach meiner Einschätzung den Zuschlag erhalten, da man von Seiten des RPS froh sein wird, darin eine Lösung gefunden zu haben. Dann wird es aber auch keine theoretisch denkbaren Sonderfinanzmittel des Landes oder einen Schulverband bestehend aus allen Umlandgemeinden geben.

Angesichts dieser Sachlage werden wir innerhalb kurzer Zeit diese nur schwer zu ertragende Realität hinnehmen müssen. Es sei denn, es regt sich Widerstand von Seiten der Eltern und Schüler. Herr Riemer hat sich bereiterklärt, für die Eltern hierbei als Anlaufstelle zur Verfügung zu stehen (E-Mail: elternbeirat@migy.de).

Wichtig ist nun für uns alle die Frage, wie es mit den jetzigen Schülern der Klassen 5-12 weitergehen wird. Die Abiturienten haben den Vorteil, dass für sie im Juli die Schulzeit endet. Für alle anderen Schüler heißt es aber nun, dass Lösungen gefunden werden müssen, die ihnen nicht zum Nachteil gereichen. Für jeden Schüler muss garantiert sein, dass er unter bestmöglichen Bedingungen so unterrichtet wird, dass der Bildungsplan optimal erfüllt wird und er sich seinen Fähigkeiten entsprechend entwickeln kann. An welchem Ort und in welcher Konstellation dies sein wird, ist im Moment noch völlig offen. Dass aber für jeden Schüler eine gute Lösung gefunden wird, dafür werde ich mich zusammen mit dem Schulträger und dem Regierungspräsidium mit aller Kraft einsetzen. Verschiedene Lösungsvorschläge werden in den nächsten Wochen diskutiert werden. Der Gemeinderat Geislingen muss letztendlich die Entscheidungen treffen. Das Zeitfenster, das uns hierfür zur Verfügung steht, ist nicht groß, denn das Ende des Schuljahres kommt schnell herbei und bis zur Klassenbildung für die neuen gymnasialen Klassen 5 im Raum Geislingen Ende April, die auf der Basis der Anmeldungen vom 11./12. März 2020 vorgenommen werden, müssen Entscheidungen gefällt werden. Eine Anmeldung für Klasse 5 am Michelberg-Gymnasium wird es aus den oben dargestellten Gründen voraussichtlich nicht mehr geben.

Ich kann Ihre Wut und Enttäuschung über diese Nachricht gut verstehen, auch mir und dem ganzen Lehrerkollegium geht es nicht anders. Wir alle tragen sehr schwer daran.

Ich bitte Sie aber von Anrufen zu Detailfragen, zu denen wir noch keine Antwort geben können, abzusehen. Sobald es neue Informationen gibt, werde ich Sie wieder informieren.

Ich verbleibe mit den besten Grüßen

Geislingen, den 29.1.2020

OStD Heiner Sämann

 

Pressemitteilung der Stadt Geislingen

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